Dieses Bild des holländischen Malers Jan Steen stellt am Beispiel einer Bürgerfamilie des 17.Jahrhunderts eines der wichtigsten Familienfeste der Holländer dar, bei dem vor allem die Kinder im Mittelpunkt standen: das Nikolausfest. In steife Festtagsgewänder gekleidet, ist die ganze Familie beim Herd versammelt. Die Kinder präsentieren ihre Geschenke, die Sinterklaas und sein Knecht Swarte Piet in die am Vorabend des 6. Dezember aufgestellten Schuhe getan haben.
Das kleine Mädchen im Vordergrund, die Hauptfigur des Bildes, drückt glücklich ihre Spielsachen an sich, ein Verhalten, das von der Mutter mit Lachen kommentiert wird. In der Bildmitte ein Junge, der seine Mutter auf eine andere Situation aufmerksam macht: eine ältere Schwester, die einen Bruder verspottet, der nur eine Rute in seinem Schuh gefunden hat, darüber verständlicherweise traurig ist und weint. Rechts weist ein Junge den beiden Kleinsten ein Loch unter dem Schornstein. Sind die Geschenke auf diesem Wege ins Haus gekommen?
Eher unbeteiligt wirken Vater und Großmutter, obgleich sie das Geschehn um sich herum interessiert beobachten.
Im Vordergrund schließlich, von Jan Steen in der Art eines Stillebens besonders hervorgehoben, sind Leckereien zu sehen, die zum Festessen am Nikolaustag, einem ursprünglich katholischen Fest, gehörten:
Früchte, Nüsse und besonderes, extra zu diesem Fest hergestelltes Gebäck. Ein "Wohlleben", das die Reformierte Kirche Hollands (Calvinisten) vehement bekämpfte, indem sie beispielsweise an einigen Orten den Verkauf der besonderen Pfefferkuchen und Pasteten oder sogar das Feiern des Nikolausfestes überhaupt verbot. Vielleicht ein kleiner Seitenhieb des Katholiken Jan Steen auf solche Versuche reformerischen Umsturzes althergebrachter Traditionen.
Besondes interessant jedoch ist dieses Bild aus einem anderen Grund. Selbst die steife Festtagskleidung der Familienmitglieder, insbesondere der Kinder, kann dieselben nicht daran hindern, an einem solchen Tag ihre Gefühle offen zum Ausdruck zu bringen. Von Heinrich Lützeler ist dies mit folgenden Worten trefflich charakterisiert worden.
"(Das Bild) enthält die Fülle dessen, was Kinder an einem solchen Tag bewegt: Angst und Freude, Not und Spott, Besitzstolz auf empfangene Gaben, die die Beschenkten selig an sich drücken"
(Lützeler, Heinrich: Das Kind. Freiburg 1953, S.7)
(Text: Irene Gabriel)
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