Der Künstler stellt auf dem vorliegenden Gemälde eine Szene aus dem Schulalltag im 17. Jahrhundert dar. Wie in einer Momentaufnahme führt er dem Betrachter eine Unterrichtssituation in einer einklassigen Dorfschule vor Augen. Diese Sizuation hat wenig mit jenem Konzept von Unterricht gemein, wie es uns in den zeitgenössischen schulpädagogischen Systemen begegnet (Ratke, Comenius). Ungewöhnlich erscheint zunächst eine Frau als Lehrende und ein Schüler, der ungestört zu schlafen scheint. Ebenso verwunderlich ist das Verhalten des Lehrers, der sich während einer Schulstunde unbeeindruckt dem Federanspitzen hingibt.
Die Schülerfiguren sind variationsreich gestaltet. Die Altersunterschiede innerhalb dieser Klasse werden besonders an jenem Paar deutlich, das Rücken an Rücken vor dem Lehrerpult neben dem Mädchen mit der Schürze und dem Halstuch steht: Der Junge könnte im letzten Jahr seiner Schulausbildung sein, das Kleinkind neben ihm reicht dagegen kaum an das Lehrerpult heran. Links im Hintergrund des Bildes raufen, umgeben von einer kleinen Zuschauergruppe, zwei Jungen, auf dem Tisch daneben steht ein anderer Junge, der spottend oder belustigt auf die ganze Szene deutet. Links im Vordergrund des Bildes sind Schüler damit beschäftigt, kleine Bilder und Bücher auszutauschen und sie zu betrachten. Schulisches "Wohlverhalten" zeigen die beiden Jungen rechts im Vordergrund des Bildes, die eifrig schreiben bzw. lesen.
Einen direkten Kontakt zu den Lehrpersonen hat ausschließlich die Schülergruppe, die am Lehrerpult unterrichtet wird.
Das Lehrerpult scheint ein mit einem Tuch bedeckter Tisch zu sein, der mit einem Katheder wenig Ähnlichkeit hat. Derlei Behelfskonstruktionen kennzeichnen auch das übrige Interieur des Schulraumes. Die beiden Schüler vorne rechts im Bild arbeiten an einem einfachen Holztisch, wobei der schreibende Junge nicht einmal Platz auf einer Holzbank gefunden hat, sondern auf einem Faß sitzen muß.
Der Mangel an geeigneten, kindgerechten Arbeitsplätzen ist auffällig: Die überwiegende Zahl der Kinder sitzt nicht an Tischen, sondern befindet sich in der Mitte des Raumes. Der Kinderstuhl links vorne im Bild dient als Ablagefläche, da vermutlich kein Tisch in entsprechender Höhe vorhanden ist. Daß in diesem Schulraum auch für das leibliche Wohl der Schüler gesorgt wird, zeigen der an die Decke gezogene Brotkorb, der Tonkrug mit dem davor liegenden Becher und der Korb mit Gemüse neben dem schlafenden Jungen.
Neben Übertreibungen, die sicherlich mit in das Bild eingeflossen sind, versucht Steen doch, ein realistisches Bild von einer dörflichen Volksschule im 17. Jahrhundert zu zeigen.
Symbolisch muß die Szene am rechten Bildrand gedeutet werden: Ein Junge reicht einer Eule eine Brille zu. Diese wertende Aussage Steens über die Effizienz der dargestellten schulischen Maßnahmen für die Kinder können ein Indiz für eine kritische Einstellung gegenüber der Institution Schule sein.
Dem Betrachter ermöglicht das Bild zudem einen Vergleich von Schulpraxis und Schultheorie im 17. Jahrhundert. Ein notdürftig ausgestatteter, überfüllter Schulraum ohne Tafel und Sitzordnung, ein eher desinteressierter Lehrer, der seine Frau für sich unterrichten läßt und Schüler, die eben nicht nur arbeiten und kontrolliert werden, sondern auch spielen, raufen und schlafen, lassen sich schwerlich mit den systematisierenden Konzepten von Unterricht in der Zeit des Übergangs von der Frühen Neuzeit zum Barock vereinbaren.

(Text: Elke Richlick)