Strafen in der niederländischen Schule im 17.Jahrhundert


 
Auf vielen Gemälden (manchmal nur sehr schwer zu sehen) benutzt der der Schulmeister "zur Züchtigung ein 'ferula' genanntes Instrument, das bereits im alten Rom zur Bestrafung der Schüler im Gebrauch war. Im 17.Jh. war die 'ferula' aus Holz gearbeitet; sie hatte die Form eines Löffels mit flacher Laffe."
(Sutton, Peter C.: Von Frans Hals bis Vermeer. Berlin 1984, S.370)
 
 
"Die in Steens Dubliner Germälde gezeigte körperliche Züchtigung war, gemessen an der Norm des 17.Jahrhunderts, weder übermäßig noch brutal. Der Gebrauch der Rute oder des Stocks wurde zur Disziplinierung der Schüler als erzieherische Maßnahme ebenso akzeptiert wie das demütigende 'Eselsbrett', das in mitunter verletzender Weise um den empfindlichen Nacken der Kinder gespannt wurde. Valcooch, der den Gebrauch von Züchtigungsinstrumenten empfahl, rät lediglich, daß kein Lehrer aus Wut schlagen sollte. Die Dordrechter Gesetze schützten die Schulmeister sogar vor aufgebrachten Eltern, die die Entlassuns eines Lehrers wegen körperlicher Mißhandlungen beantragten. Andererseits glaubten französische Besucher, wie der in Leiden unterrichtende Parival, daß holländische Kinder undiszipliniert seien und häufiger geschlagen werden müßten. Eine mildere Einstellung zur körperlichen Züchtigung in der Schule legte die holländische Verordnung von 1682 an den Tag: die Lehrer werden angewiesen, Stock und Rute gegen andere Methoden auszutauschen. Die Kinder sollten statt dessen nachsitzen oder vor ihren gleichaltrigen Kameraden beschämt werden."
(Sutton, Peter C.: Von Frans Hals bis Vermeer. Berlin 1984, S.30)
 
"Eine (weitere) verantwortliche Aufgabe des Lehrers bestand darin, Strafen auszuteilen, nicht nur in Bezug auf die einzelne Leistung eines Schülers, sondern für alle möglichen Arten von Vergehen, und dies gelegentlich sogar auf Wunsch der Eltern. ...
Disziplin war einer der zentralen Erziehungsgrundsätze im 17.Jahrhundert. Nach Ansicht der Calvinisten waren Kinder von Natur aus böse und konnten gar nicht genug vor sich selbst mit Gottes Gnade geschützt werden, für die sie durch eine gute Zucht empflänglich gemacht werden können. Körperliche Züchtigung wurde ohne Zögern erteilt, denn besagte nicht das Buch der Sprichwörter: 'Wer die Rute spart, haßt seinen Sohn'? Es könnten jedoch auch viele Beispiele von Eltern des 17.Jahrhunderts angeführt werden, welche die Schritte ihrer Kinder mit liebevoller Hand führten. Aus diesem Grund schrieb Cats: 'Gewalt ist jungen Geistern gegenüber nicht angebracht, sei freundlich im Umgang und in allem, was du beginnst.' Obwohl der Katholik Jan Steen die calvinistische Auffassung der Vorbestimmheit nicht geteilt haben dürfte, unterschied sich seine Einstellung zur Disziplin wahrscheinlich in keiner Weise von der ihrigen, und es ist unwahrscheinlich, daß er viel Anregung in den Worten Cats' fand."
(Chapman, H.Perry u.a.: Jan Steen - Maler und Erzähler. Stuttgart/Zürich 1996, S.212)