Zum Alten Musée Imaginaire
MAGAZIN   LESESAAL   AUSSTELLUNGEN   LERNSTUDIO
Schriftzug
 
FAQs
Buchladen
Museumsbote
Anschaffungen
Impressum
 
Grafik

Das virtuelle Museum als digitaler Lernort
in Zeiten der Corona Pandemie

Das (reale) Museum als Lernort
1. Das (zeitlich begrenzte) Durchstreifen der Ausstellungsräume durch Schüler und Schülerinnen garantiert noch keine Auseinandersetzung mit den Ausstellungsstücken und schon gar keinen 'Bildungserfolg'. Museen werden für Schulklassen erst zu Lernorten durch gezielte Aufgabenstellungen der begleitenden Lehrkräfte und/oder durch die Nutzung museumspädagogischer Angebote.
2. Im (realen) Museum erleben Besucher in der Regel immer nur einen Teil der im Magazin vorhandenen Objekte - Wechselausstellungen (statt der ständigen Ausstellung) sollen das abmindern. Gleichwohl: kaum ein Museum verfügt über hinreichend Ausstellungsfläche, um seine gesamte Sammlung zur gleichen Zeit zu präsentieren.
3. Museumspädagogische Angebote beschränken sich (aus guten Gründen) auf einzelne ausgewählte, oft thematisch zusammenhängende Objekte.
4. Große Sonderausstellungen (z.B.die größte Monet-Ausstellung in Deutschland, Museum Barberini 2020) ziehen zwar Besucherströme an und werden mit kiloschweren, gut verkäuflichen Kataloge begleitet, sind m.E. aber kunstpädagisch von geringem Wert. So sind die in Katalogen oft seitenweise ausgebreiteten röntgenologischen Befunde oder Fragen zur Bilderrahmung Spezialwissen, dem wenig bis gar kein kunstpädagogischer Wert beizumessen sein dürfte.
5. Kleine, thematisch eng umrissene Ausstellungen, die oft neben Gemälden auch ausgewählte Objekte (Möbel, Kleidung, Gebrauchsgegenstände, Spielzeug etc.) mit einbeziehen, sind meist didaktisch viel ergiebiger.
(Mehr über Ausstellungen im Museumsboten Nr.2, 1994, Abschnitt IV)
6. Unabhängig davon, ob man diese Gedanken teilt oder nicht, Fakt ist:

Das reale Museum fällt als Lernort in Corona-Zeiten aus.


 
Das digitale Museum als Alternative?
"Ein Digitales Museum ist ein digitales Informationssystem, welches häufig im WWW zu finden ist, das digitale Reproduktionen von Exponaten unter musealen Zielen zusammengefasst hat. In der Regel werden hierbei die realen Sammlungsobjekte nicht nur formal erschlossen, sondern auch inhaltlich beschrieben."(Wikipedia)
1. Ein digitales Museum ist also mehr als nur der schlichte Internet-Auftritt eines Museums mit Öffnungszeiten, Eintrittspreisen und Anfahrtsweg, mit kurzer Geschichte, Überblick über die Sammlung und die nächsten Veranstaltungstermine.
2. Damit aus diesem Internet-Auftritt ein digitales Museum wird, muß es nach obiger Definition ein online-Angebot geben, das sich auf die Sammlungsobjekte bezieht. Hier gibt es große Unterschiede:
Manche Museen sind bestrebt, möglichst den gesamten Bestand verfügbar zu machen. Erschließen läßt sich der mit Suchfunktionen. Neben dem fotografierten Objekt erhält man die zugehörigen technischen Angaben (bei einem Gemälde z.B. Name des Künstlers, Bildtitel, Entstehungsjahr, Größe, Material, Inventarnummer, Erwerbsjahr u.ä.)
Andere Museen stellen ausgewählte Objekte ausführlich z.T. in kleinen Videofilmen vor.
3. Unabhängig von Umfang und Form der digitalen Präsentationen beziehen sich diese zusätzlichen inhaltlichen Beschreibungen immer (nur) auf Objekte aus dem jeweils eigenen Sammlungsbestand. Man muß beim Suchen also wissen, daß das Gesuchte auch in diesem Museum vorhanden ist. Anders ausgedrückt: Man sucht nur danach, ob im Museum vorhandene Objekte in digitaler Präsention vorliegen.
4. Digitale Museen können bei der Suche nach Informationen über einzelne Künstler/innen und deren Werke hilfreich sein, diese aufzuspüren bedarf es aber der Hilfe allgemeiner Suchmaschinen.

Das einzelne digitale Museum ist ohne kunstpädagogische Aufgabenstellung nur ein sehr eingeschränkter Lernort.


 
Das virtuelle Museum als Chance
1. Ein virtuelles Museum hat sich von der Begrenzheit eines physisch existierenden Museums und dessen begrenztem Sammlungsumfang gelöst.
2. Es vereinigt unter einer definierten Darstellungsabsicht die verschiedenartigsten Objekte aus dem real und digital zugänglichen Fundus in unterschiedlichen digitalen Darstellungsformen.
3. Das virtuelle Museum benötigt keine materiellen und personellen Resourcen für den Erwerb von Objekten, sowie deren Lagerung und Pflege, keine Räumlichkeiten und kein Aufsichtspersonal. Stattdessen benötigt es Fachleute für die Digitalisierung und inhaltliche Erschließung der dargebotenen Objekte und für eine didaktisch anspruchsvolle Präsentation durch eine entsprechende Programmierung.
4. Die Gestaltung, das Designkonzept und deren technische Umsetzungen entscheiden also darüber, ob das virtuelle Museum nur eine technische Spielerei bleibt oder zu einem Lernort wird, der didaktisch-methodischen Ansprüchen genügt. In Corona-Zeiten ist das für Lehrkäfte relativ leicht zu entscheiden:
Hat diese digitale Darbietung für meine Schüler und Schülerinnen in häuslicher Quarantäne bzw. schulferner Lernsituation mehr als Unterhaltungswert?
Kann die Beschäftigung damit der selbständigen Erreichung eines Lernziels dienen?
Hilft es bei der Bewältigung einzelner von mir gezielt gestellter Aufgaben?
usw. usw.
(Als Beispiel sei das Virtuelle Museum zur Landesgeschichte Mecklenburg-Vorpommern genannt. Hier werden ca. 400 Exponate aus 50 mecklenburg-vorpommerschen Museen vorgestellt, an und mit denen von mehr als 60 Autoren und Autorinnen die Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns erzählt wird.)

Das virtuelle Museum kann als didaktisch konzipierte, gestalterisch anspruchsvolle Präsentation vor allem während des Distanz-Lernens ein geeigneter Lernort
für den eigenverantwortlichen Bildungserwerb sein.